Impfungen: Mythen entlarvt, Fakten erklärt!

Ihr Wissen rund um Impfungen aufgefrischt: Das ist die Wahrheit zu den Maßnahmen gegen Polio, HPV & Co.

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Anna Hutton

2021 ist ein Weg raus aus der Corona-Krise das heiß disku­tierte Thema: Impfstoff. Im Rennen um die Entwick­lung und Zulas­sung neuer Covid19-Impfstoffe haben sich einige Mythen aufgetan. Wir räumen mit den wichtigs­ten Falsch­aussagen rund um Impf­ungen auf. Lesen Sie hier, welche Impf­ungen Sie und Ihre Liebsten vor was schützen.

Die Corona-Pandemie hat uns die Augen dafür geöffnet, wie unser Handeln die Sicherheit der Menschen um uns herum beein­flusst. Wir müssen Impfungen nicht nur als Maßnah­me zum persönlichen Schutz betrachten, sondern auch als soziale Verant­wortung. Heute wissen wir, wie wichtig es ist, medizi­nische Fakten zu ver­breiten und den Falschaus­sagen Einhalt zu gebieten. Diesem Zweck ist der folgende Beitrag gewidmet.

Wie Impfungen funktionieren

Krankheitserreger sind Organis­men, wie z. B. Bakterien und Viren, die Krank­heiten verursachen. Wenn Krankheits­erreger in die Blut­bahn gelangen, setzt das körper­eigene Immunsystem Antikörper frei, um sie zu bekämp­fen. Der Teil eines Erregers, der die Bildung von Antikör­pern verursacht, wird als Antigen bezeichnet. Ein jeder Anti­körper ist darauf trainiert, sein bestimmtes Antigen (seinen Gegner) zu erken­nen. Wenn der Körper einem Antigen ausgesetzt wird, das er vorher noch nicht gese­hen hat, dauert es eine Weile, bis das Immun­system geeig­nete Antikörper produ­ziert, um diesen spezifi­schen Erreger zu bekämpfen. Sobald der Körper als Reaktion auf ein Antigen Antikör­per bildet, produziert er auch Gedächtnis­zellen, die in unse­rem System verblei­ben, nachdem der Erreger vernich­tet wurde. Wenn der Körper diesem Erreger erneut ausge­setzt wird, erfolgt ein "Angriff durch unsere Antikörper" auf die Antigene anhand der Gedächtnis­zellen viel schneller; die Gedächtniszellen "erin­nern" sich noch an die letzte "Gefahr­enabwehr".

Impfstoffe enthalten typischer­weise abgeschwächte Antigene, die im Körper die sogenannte "Immun­antwort" (Antikörper gegen Antigene) auslösen. Neuere Impf­stoffe enthalten den Bau­plan für die Herstellung von Antigenen und nicht das Antigen selbst. Abge­schwächte Versionen der Antigene lösen bei der Person, die die Injek­tion erhält, nicht die eigent­liche Krankheit aus. Das Immun­system reagiert jedoch so, als würde es von dem Er­reger angegriffen werden und produ­ziert Gedächtnis­zellen. Wenn der Körper dann in der Zu­kunft erneut von diesen Erregern ange­griffen wird, ist das Immun­system besser gerüstet, den Erreger abzu­wehren, bevor die Person erkrankt. 

6 Mythen über Impfungen

Hier sind einige der wichtigsten Mythen und Missver­ständnisse zu Impf­ungen aufgelistet.

1. Impfungen können Kindern unwider­ruflichen Schaden zufügen

Die Impfung Ihres Babys oder Kindes ist der beste Weg, um es vor einer Infektion mit lebensbe­drohlichen oder schwä­chenden Krankheiten wie Masern, Mumps oder Röteln zu schützen.

2. Impfstoffe verursachen Autismus

Eine umstrittene Studie aus dem Jahr 1998 schlug einen Zusam­menhang zwischen Autismus und einem MMR-Impf­stoff vor (Masern, Mumps, Röteln). Die Ergebnisse dieser Studie wurden jedoch wider­legt und die Aussage schließlich 2010 zurück­gezogen. Fundierte aktuelle Forschungs­ergebnisse zeigen, dass der MMR-Impfstoff der sicherste und effektiv­ste Weg ist, um sich gegen Masern, Mumps und Röteln zu schützen.

3. Antibiotika machen Impfungen überflüssig

Antibiotika können Masern, eine hochan­steckende Infektionskrankheit, nicht behandeln.

4. Impfstoffe schwächen das Immunsystem

Es ist unbe­denklich, Kindern mehrere Impf­stoffe auf einmal zu verab­reichen. Es ist nicht zu befürch­ten, dass das ihr Immun­system überlastet. Impfun­gen enthalten abge­schwächte Antigene und sind nicht schäd­lich für das Immunsystem.

5. Impfungen verursachen Allergien

Impfungen lösen keine Allergien aus, jedoch ist eine aller­gische Reaktion nach einer Impfung möglich, wenn auch sehr selten. Wenn eine aller­gische Reaktion auftritt, geschieht dies in der Regel innerhalb weniger Minu­ten nach der Injek­tion und das medizinische Fach­personal vor Ort ist geschult, schnell und effektiv damit umzugehen.

6. Impfungen verursachen Krankheiten, die sie zu verhindern versuchen

Wie wir bereits erwähnt haben, enthal­ten Impfungen abge­schwächte und manchmal zerstörte Anti­gene, sodas sie bei der Person, die die Injek­tion erhält, die Krankheit nicht auslösen können.

Fakten über Impfstoffe

  • Sie schützen uns und unsere Gemeinschaft vor schweren Krankheiten.
  • Sie werden getestet, oft jahre­lang, um sicherzu­stellen, dass sie sicher zu verab­reichen sind und werden dann kontinu­ierlich auf Nebenwirkungen überwacht.
  • Sie verursachen manchmal leichte Neben­wirkungen, die nicht lange andauern, wie Fieber, Müdigkeit oder Kopf­schmerzen. Sie können auch vorüber­gehende Schmerzen an der Injektions­stelle haben. Schwere Nebenwir­kungen treten nur in extrem seltenen Fällen auf.
  • Die meisten Impfstoffe für Kinder sind zu 85% bis 95% wirksam.
  • Alles deutet darauf hin, dass Impf­ungen der sicherste und effektivste Weg sind, um uns vor zahlreichen schäd­lichen Krankheiten zu schützen.

Lebend- und Totimpfstoffe

Impfstoffe werden in zwei Kate­gorien unterteilt: Lebend­impfstoffe und Totimpfstoffe. Lebendimpfstoffe enthalten abge­schwächte Viren oder Bakterien, die so gezüchtet worden sind, dass sie die Krankheit nicht auslösen. Man nennt sie dann attenu­ierte Erreger. Diese können sich vermehren, wodurch ständig neue Anti­körper zum Schutz gegen einen Angriff des echten Virus gebildet werden. Dadurch bieten Lebend­impfstoffe einen Lang­zeitschutz. Allerdings können sie nicht an Per­sonen mit geschwächtem Immun­system verabreicht werden, z. B. an Menschen mit Krebs oder HIV. Lebendimpfstoffe imi­tieren die eigent­liche Infektion für die Bildung der Anti­gene. Bei einem schwachen Immun­system kann es dann zu Symp­tomen der Erkrankung kom­men, ohne dass diese tat­sächlich ausbricht.

Totimpfstoffe enthalten inaktivierte Viren oder Bakterien. Im Gegensatz zu Lebendimpfstoffen können Totimpf­stoffe an Personen mit geschwäch­tem Immunsystem verabreicht werden, erfordern jedoch Folge­dosen oder Auffrischungsimpfungen.

Die Grippeimpfung

Die Grippe ist ein sehr häufig vorkom­mendes Virus, das bei älteren Menschen oder Menschen mit langfristigen Gesundheits­problemen lebens­bedrohlich sein kann. Aktuell gilt ebenso: Wenn Sie sehr wahrscheinlich Corona­viren ausgesetzt waren, besteht für Sie auch ein höheres Risiko für Folge­erkrankungen durch eine Grippe. Wichtig ist, sich regel­mäßig gegen Grippe impfen zu lassen, wenn Sie in eine gefährdete Kate­gorie fallen.

Liste der wichtigen Impfungen

Nachfolgend finden Sie eine Liste wichtiger Impfungen, die in der Regel im Kindes- und Erwachsen­enalter durchgeführt werden. Diese Liste ist jedoch nicht vollständig.

Wenn Ihr Kind in die Grundschule kommt, sollte es die folgenden Impfungen erhalten haben:

  • Hepatitis-B-Impfung
  • DTP-Impfung (Diphtherie, Tetanus, Pertussis)
  • Impfung gegen Haemo­philus-Influenzae-Typ-B (Hib)
  • Pneumo­kokken-Konjugatimpfung (PCV)
  • Inaktive Poliovirus-Impfung (IPV)
  • Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR)
  • Impfung gegen Vari­zellen (Windpocken)
  • Impfung gegen Rotaviren (RV)
  • Grippe-Impfung

Wenn Ihr Kind älter wird, kann Ihr Arzt die folgenden Impfstoffe empfehlen:

  • Hepatitis-A-Impfung
  • Jährliche Grippe­impfung
  • Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV)
  • Meningokokken-Impfung
  • Eine Auffrischung der DTP-Impfung

Ärzte empfehlen, dass Erwachsene die folgenden Impfstoffe erhalten:

  • Jährliche Grippeschutz-Impfung
  • Impfungen gegen Lungenent­zündungen
  • Auffrischung der Tetanus, Diphterie und Pertussis-Impfung (DTP-Impfung)

Die Ständige Impfkomission (STIKO) empfiehlt allen Personen, die von Zecken gebissen werden und in FSME-Risikogebieten wohnen, eine Impfung dagegen. Die „Frühsommer-Meningo­enzephalitis“ – kurz FSME – ist eine Gehirn-, Hirnhaut- oder Rückenmark­entzündung, die durch Viren verursacht wird, die von Zecken über­tragen werden. Besondere FSME-Risikogebiete sind in Deutschland Bayern und Baden-Württemberg.

Impfungen, die während einer Schwangerschaft empfohlen werden:

  • Ausdrücklich empfohlen ist eine Auffrisch­ung der DTP-Impfung, wenn die letzte Impfdosis schon zu lange zurückliegt
  • Grippeschutz-Impfungen sind wichtig, da in einer Schwanger­schaft der Grippeverlauf besonders schwer sein kann
  • Eine Hepatitis-B-Grundimmunisierung

Impfungen mit Lebendimpf­stoffen sind während einer Schwanger­schaft nicht erlaubt!

Tipps zur Überwindung der Injektionsangst

Wenn Sie eine Phobie gegen Nadeln haben oder unter Injektions­angst leiden, dann kann eine Impfung eine sehr nervenauf­reibende Erfahrung sein. Hier sind einige Tipps, die Ihnen helfen, die Angst vor der Injektion zu überwinden:

  • Erinnern Sie sich daran, dass Sie mit einer Impfung wichtige Schritte unternehmen, um sich und Ihre Umge­bung vor gefährlichen Infektionen zu schützen, und dass dies, so nerven­aufreibend es auch sein mag, ein äußerst wichtiger Vorgang ist.
  • Versuchen Sie sich daran zu erin­nern, dass Injektionen sicher und effektiv sind
  • Beschäf­tigen Sie sich vor Ihrem Termin, damit Sie sich von den Sorgen ablenken können
  • Versuchen Sie einige Atemtechniken, um sich zu beruhigen. Atmen Sie langsam durch die Nase ein und durch den Mund aus, so tief wie es sich ange­nehm anfühlt, und versuchen Sie, einen regelmäßigen Rhythmus beizubehalten.
  • Nehmen Sie vor dem Termin reichlich Wasser und Nahrung zu sich, um Ihren Blutzucker­spiegel aufrecht­zuerhalten und eine eventuell auftre­tende Ohnmacht zu bekämpfen
  • Sprechen Sie mit der Person, die die Injek­tion verabreicht darüber, wie Sie sich fühlen
  • Entspannen Sie Ihren Arm vor der Injektion; wenn Sie die Muskeln an­spannen, wird die Injektion schmerzhafter
  • Atmen Sie während der Injektion tief durch
  • Schauen Sie nicht auf die Nadel, wenn Sie sich dabei unwohl fühlen. Konzen­trieren Sie sich stattdessen auf einen Punkt vor Ihnen, zählen Sie in Gedan­ken rückwärts oder singen Sie ein Lied.

Fazit

Trotz der Skepsis, die manche Men­schen gegenüber Impf­ungen hegen, lässt sich nicht leugnen, dass es viel sicherer ist, sich impfen zu lassen und mögliche Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen, als gar nicht geimpft zu werden und sich mit einer gefährlichen Krank­heit anzustecken, die man leicht hätte verhin­dern können. Wenn Sie Bedenken bezüglich Impfungen haben, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, der Ihnen Rat­schläge und Informa­tionen geben kann und Ihnen dabei hilft, sich bei der Impfung wohler zu fühlen.


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