2021 ist ein Weg raus aus der Corona-Krise das heiß diskutierte Thema: Impfstoff. Im Rennen um die Entwicklung und Zulassung neuer Covid19-Impfstoffe haben sich einige Mythen aufgetan. Wir räumen mit den wichtigsten Falschaussagen rund um Impfungen auf. Lesen Sie hier, welche Impfungen Sie und Ihre Liebsten vor was schützen.
Die Corona-Pandemie hat uns die Augen dafür geöffnet, wie unser Handeln die Sicherheit der Menschen um uns herum beeinflusst. Wir müssen Impfungen nicht nur als Maßnahme zum persönlichen Schutz betrachten, sondern auch als soziale Verantwortung. Heute wissen wir, wie wichtig es ist, medizinische Fakten zu verbreiten und den Falschaussagen Einhalt zu gebieten. Diesem Zweck ist der folgende Beitrag gewidmet.
Wie Impfungen funktionieren
Krankheitserreger sind Organismen, wie z. B. Bakterien und Viren, die Krankheiten verursachen. Wenn Krankheitserreger in die Blutbahn gelangen, setzt das körpereigene Immunsystem Antikörper frei, um sie zu bekämpfen. Der Teil eines Erregers, der die Bildung von Antikörpern verursacht, wird als Antigen bezeichnet. Ein jeder Antikörper ist darauf trainiert, sein bestimmtes Antigen (seinen Gegner) zu erkennen. Wenn der Körper einem Antigen ausgesetzt wird, das er vorher noch nicht gesehen hat, dauert es eine Weile, bis das Immunsystem geeignete Antikörper produziert, um diesen spezifischen Erreger zu bekämpfen. Sobald der Körper als Reaktion auf ein Antigen Antikörper bildet, produziert er auch Gedächtniszellen, die in unserem System verbleiben, nachdem der Erreger vernichtet wurde. Wenn der Körper diesem Erreger erneut ausgesetzt wird, erfolgt ein "Angriff durch unsere Antikörper" auf die Antigene anhand der Gedächtniszellen viel schneller; die Gedächtniszellen "erinnern" sich noch an die letzte "Gefahrenabwehr".
Impfstoffe enthalten typischerweise abgeschwächte Antigene, die im Körper die sogenannte "Immunantwort" (Antikörper gegen Antigene) auslösen. Neuere Impfstoffe enthalten den Bauplan für die Herstellung von Antigenen und nicht das Antigen selbst. Abgeschwächte Versionen der Antigene lösen bei der Person, die die Injektion erhält, nicht die eigentliche Krankheit aus. Das Immunsystem reagiert jedoch so, als würde es von dem Erreger angegriffen werden und produziert Gedächtniszellen. Wenn der Körper dann in der Zukunft erneut von diesen Erregern angegriffen wird, ist das Immunsystem besser gerüstet, den Erreger abzuwehren, bevor die Person erkrankt.
6 Mythen über Impfungen
Hier sind einige der wichtigsten Mythen und Missverständnisse zu Impfungen aufgelistet.
1. Impfungen können Kindern unwiderruflichen Schaden zufügen
Die Impfung Ihres Babys oder Kindes ist der beste Weg, um es vor einer Infektion mit lebensbedrohlichen oder schwächenden Krankheiten wie Masern, Mumps oder Röteln zu schützen.
2. Impfstoffe verursachen Autismus
Eine umstrittene Studie aus dem Jahr 1998 schlug einen Zusammenhang zwischen Autismus und einem MMR-Impfstoff vor (Masern, Mumps, Röteln). Die Ergebnisse dieser Studie wurden jedoch widerlegt und die Aussage schließlich 2010 zurückgezogen. Fundierte aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass der MMR-Impfstoff der sicherste und effektivste Weg ist, um sich gegen Masern, Mumps und Röteln zu schützen.
3. Antibiotika machen Impfungen überflüssig
Antibiotika können Masern, eine hochansteckende Infektionskrankheit, nicht behandeln.
4. Impfstoffe schwächen das Immunsystem
Es ist unbedenklich, Kindern mehrere Impfstoffe auf einmal zu verabreichen. Es ist nicht zu befürchten, dass das ihr Immunsystem überlastet. Impfungen enthalten abgeschwächte Antigene und sind nicht schädlich für das Immunsystem.
5. Impfungen verursachen Allergien
Impfungen lösen keine Allergien aus, jedoch ist eine allergische Reaktion nach einer Impfung möglich, wenn auch sehr selten. Wenn eine allergische Reaktion auftritt, geschieht dies in der Regel innerhalb weniger Minuten nach der Injektion und das medizinische Fachpersonal vor Ort ist geschult, schnell und effektiv damit umzugehen.
6. Impfungen verursachen Krankheiten, die sie zu verhindern versuchen
Wie wir bereits erwähnt haben, enthalten Impfungen abgeschwächte und manchmal zerstörte Antigene, sodas sie bei der Person, die die Injektion erhält, die Krankheit nicht auslösen können.
Fakten über Impfstoffe
- Sie schützen uns und unsere Gemeinschaft vor schweren Krankheiten.
- Sie werden getestet, oft jahrelang, um sicherzustellen, dass sie sicher zu verabreichen sind und werden dann kontinuierlich auf Nebenwirkungen überwacht.
- Sie verursachen manchmal leichte Nebenwirkungen, die nicht lange andauern, wie Fieber, Müdigkeit oder Kopfschmerzen. Sie können auch vorübergehende Schmerzen an der Injektionsstelle haben. Schwere Nebenwirkungen treten nur in extrem seltenen Fällen auf.
- Die meisten Impfstoffe für Kinder sind zu 85% bis 95% wirksam.
- Alles deutet darauf hin, dass Impfungen der sicherste und effektivste Weg sind, um uns vor zahlreichen schädlichen Krankheiten zu schützen.
Lebend- und Totimpfstoffe
Impfstoffe werden in zwei Kategorien unterteilt: Lebendimpfstoffe und Totimpfstoffe. Lebendimpfstoffe enthalten abgeschwächte Viren oder Bakterien, die so gezüchtet worden sind, dass sie die Krankheit nicht auslösen. Man nennt sie dann attenuierte Erreger. Diese können sich vermehren, wodurch ständig neue Antikörper zum Schutz gegen einen Angriff des echten Virus gebildet werden. Dadurch bieten Lebendimpfstoffe einen Langzeitschutz. Allerdings können sie nicht an Personen mit geschwächtem Immunsystem verabreicht werden, z. B. an Menschen mit Krebs oder HIV. Lebendimpfstoffe imitieren die eigentliche Infektion für die Bildung der Antigene. Bei einem schwachen Immunsystem kann es dann zu Symptomen der Erkrankung kommen, ohne dass diese tatsächlich ausbricht.
Totimpfstoffe enthalten inaktivierte Viren oder Bakterien. Im Gegensatz zu Lebendimpfstoffen können Totimpfstoffe an Personen mit geschwächtem Immunsystem verabreicht werden, erfordern jedoch Folgedosen oder Auffrischungsimpfungen.
Die Grippeimpfung
Die Grippe ist ein sehr häufig vorkommendes Virus, das bei älteren Menschen oder Menschen mit langfristigen Gesundheitsproblemen lebensbedrohlich sein kann. Aktuell gilt ebenso: Wenn Sie sehr wahrscheinlich Coronaviren ausgesetzt waren, besteht für Sie auch ein höheres Risiko für Folgeerkrankungen durch eine Grippe. Wichtig ist, sich regelmäßig gegen Grippe impfen zu lassen, wenn Sie in eine gefährdete Kategorie fallen.
Liste der wichtigen Impfungen
Nachfolgend finden Sie eine Liste wichtiger Impfungen, die in der Regel im Kindes- und Erwachsenenalter durchgeführt werden. Diese Liste ist jedoch nicht vollständig.
Wenn Ihr Kind in die Grundschule kommt, sollte es die folgenden Impfungen erhalten haben:
- Hepatitis-B-Impfung
- DTP-Impfung (Diphtherie, Tetanus, Pertussis)
- Impfung gegen Haemophilus-Influenzae-Typ-B (Hib)
- Pneumokokken-Konjugatimpfung (PCV)
- Inaktive Poliovirus-Impfung (IPV)
- Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR)
- Impfung gegen Varizellen (Windpocken)
- Impfung gegen Rotaviren (RV)
- Grippe-Impfung
Wenn Ihr Kind älter wird, kann Ihr Arzt die folgenden Impfstoffe empfehlen:
- Hepatitis-A-Impfung
- Jährliche Grippeimpfung
- Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV)
- Meningokokken-Impfung
- Eine Auffrischung der DTP-Impfung
Ärzte empfehlen, dass Erwachsene die folgenden Impfstoffe erhalten:
- Jährliche Grippeschutz-Impfung
- Impfungen gegen Lungenentzündungen
- Auffrischung der Tetanus, Diphterie und Pertussis-Impfung (DTP-Impfung)
Die Ständige Impfkomission (STIKO) empfiehlt allen Personen, die von Zecken gebissen werden und in FSME-Risikogebieten wohnen, eine Impfung dagegen. Die „Frühsommer-Meningoenzephalitis“ – kurz FSME – ist eine Gehirn-, Hirnhaut- oder Rückenmarkentzündung, die durch Viren verursacht wird, die von Zecken übertragen werden. Besondere FSME-Risikogebiete sind in Deutschland Bayern und Baden-Württemberg.
Impfungen, die während einer Schwangerschaft empfohlen werden:
- Ausdrücklich empfohlen ist eine Auffrischung der DTP-Impfung, wenn die letzte Impfdosis schon zu lange zurückliegt
- Grippeschutz-Impfungen sind wichtig, da in einer Schwangerschaft der Grippeverlauf besonders schwer sein kann
- Eine Hepatitis-B-Grundimmunisierung
Impfungen mit Lebendimpfstoffen sind während einer Schwangerschaft nicht erlaubt!
Tipps zur Überwindung der Injektionsangst
Wenn Sie eine Phobie gegen Nadeln haben oder unter Injektionsangst leiden, dann kann eine Impfung eine sehr nervenaufreibende Erfahrung sein. Hier sind einige Tipps, die Ihnen helfen, die Angst vor der Injektion zu überwinden:
- Erinnern Sie sich daran, dass Sie mit einer Impfung wichtige Schritte unternehmen, um sich und Ihre Umgebung vor gefährlichen Infektionen zu schützen, und dass dies, so nervenaufreibend es auch sein mag, ein äußerst wichtiger Vorgang ist.
- Versuchen Sie sich daran zu erinnern, dass Injektionen sicher und effektiv sind
- Beschäftigen Sie sich vor Ihrem Termin, damit Sie sich von den Sorgen ablenken können
- Versuchen Sie einige Atemtechniken, um sich zu beruhigen. Atmen Sie langsam durch die Nase ein und durch den Mund aus, so tief wie es sich angenehm anfühlt, und versuchen Sie, einen regelmäßigen Rhythmus beizubehalten.
- Nehmen Sie vor dem Termin reichlich Wasser und Nahrung zu sich, um Ihren Blutzuckerspiegel aufrechtzuerhalten und eine eventuell auftretende Ohnmacht zu bekämpfen
- Sprechen Sie mit der Person, die die Injektion verabreicht darüber, wie Sie sich fühlen
- Entspannen Sie Ihren Arm vor der Injektion; wenn Sie die Muskeln anspannen, wird die Injektion schmerzhafter
- Atmen Sie während der Injektion tief durch
- Schauen Sie nicht auf die Nadel, wenn Sie sich dabei unwohl fühlen. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf einen Punkt vor Ihnen, zählen Sie in Gedanken rückwärts oder singen Sie ein Lied.
Fazit
Trotz der Skepsis, die manche Menschen gegenüber Impfungen hegen, lässt sich nicht leugnen, dass es viel sicherer ist, sich impfen zu lassen und mögliche Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen, als gar nicht geimpft zu werden und sich mit einer gefährlichen Krankheit anzustecken, die man leicht hätte verhindern können. Wenn Sie Bedenken bezüglich Impfungen haben, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, der Ihnen Ratschläge und Informationen geben kann und Ihnen dabei hilft, sich bei der Impfung wohler zu fühlen.
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