Depression geht alle etwas an: Fast jeder wird im Laufe seines Lebens mit der Erkrankung konfrontiert – sei es als Betroffener oder als Angehöriger. Doch im Gegensatz zu körperlichen Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck wird die Depression von vielen Menschen noch immer nicht als ernstzunehmende Erkrankung akzeptiert. Die richtige Aufklärung und mehr Bewusstsein gegenüber der Erkrankung können helfen, die Betroffenen besser zu verstehen und in ihrem Alltag zu unterstützen. Aus diesem Grund stehen Depressionen im Zentrum des diesjährigen Weltgesundheitstages der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 07. April 2017.
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 5,3 Millionen Menschen an einer Depression – Tendenz steigend. Laut der WHO werden Depressionen bis zum Jahr 2020 die zweithäufigste Erkrankung in der Bevölkerung darstellen. Der Weg aus der Depression ist nicht immer einfach: Er erfordert die richtige Behandlung vom Arzt, die Unterstützung der Angehörigen und ein gewisses Maß an Eigeninitiative des Betroffenen. Geeignete Apps, Websites und Organisationen können Menschen mit einer Depression während ihrer Therapie unterstützen. Zu diesem Zweck haben wir eine Infografik erstellt, die Bewusstsein für die Erkrankung schaffen soll, die wichtigsten Fragen rund um das Thema Depression beantwortet und Tipps zur Selbsthilfe bietet. Wie führe ich am besten ein Stimmungstagebuch? Hilft Meditation bei einer Depression? Und gibt es Selbsthilfegruppen auf Facebook?
Was ist eine Depression?
Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, die sich in langanhaltenden Episoden von gedrückter Stimmung, Antriebslosigkeit und Interessenverlust äußert. Anders als bei traurigen Phasen, die jeder Mensch einmal durchlebt, sind die Episoden bei einer Depression gravierender und mit einer Dauer von durchschnittlich 16 Wochen deutlich länger. Etwa jeder fünfte Mensch in Deutschland entwickelt im Laufe seines Lebens eine Depression. Frauen sind dabei doppelt so häufig betroffen wie Männer und etwa die Hälfte aller Menschen mit Depression ist unter 30 Jahre alt.
Wie entsteht eine Depression und welche Folgen hat sie?
Meist gibt es nicht eine alleinige Ursache für eine Depression. Vielmehr entsteht sie aus einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren. So können belastende Lebensereignisse, wie der Verlust eines geliebten Menschen, aber auch Erkrankungen, erbliche Faktoren oder Alkohol- und Drogenmissbrauch eine Depression auslösen. Menschen mit einer Depression ziehen sich oftmals immer weiter von ihren Freunden und Angehörigen zurück und leben in sozialer Isolation.
Einige entwickeln zudem Suizidgedanken. Bei mindestens 50% der vollendeten Suizide, spielt Depression dabei eine zentrale Rolle. Jährlich kommt es in Deutschland zu 10.000 Suiziden und 150.000 Suizidversuchen – das entspricht einem Suizidversuch alle 4 Minuten.
Da eine Depression oftmals mit Symptomen wie Schmerzen, Kreislaufproblemen oder Schlafstörungen einhergeht, bleibt sie häufig unerkannt. Viele halten ihre gedrückte Stimmung für eine Schwäche oder sind aus Antriebslosigkeit nicht in der Lage, einen Arzt aufzusuchen. Dabei ist es für eine erfolgreiche Behandlung wichtig, die Symptome frühzeitig zu erkennen und entsprechend Hilfe zu suchen.
Ich habe eine Depression. Wo finde ich Hilfe?
Das Wichtigste ist natürlich, bei den ersten Anzeichen einen Arzt aufzusuchen. Er kann zusammen mit Ihnen über die optimale Behandlung wie bspw. eine Psychotherapie entscheiden. Doch auch außerhalb der Arztpraxis gibt es Maßnahmen, die die Symptome einer Depression verringern können. Wir stellen Ihnen vier davon vor.
1. Körper & Seele fit halten
Dass Mediationsübungen und Sport bei der Bewältigung einer Depression hilfreich sind, wurde bereits in einigen Studien belegt. So zeigte eine Untersuchung aus den USA, dass die Kombination aus 30 Minuten Mediation und 30 Minuten leichtem Ausdauertraining die Symptome der Depression deutlich lindern kann. Apps wie „7Mind“ bieten Einstiegskurse in die Welt der Mediation und erklären, wie man die Achtsamkeit im Alltag erhöht. Die Sport-App „Runkeeper“ hilft, das tägliche Workout zu dokumentieren – egal ob beim Joggen, Walken oder auf Radtouren.
2. Keine Einnahme verpassen & Stimmung dokumentieren
Viele Menschen mit einer Depression nehmen ihre Antidepressiva nicht regelmäßig ein. Besonders in der akuten Phase einer Depression fühlen sich manche nicht in der Lage, ihre Tabletten wie verschrieben einzunehmen. Auch für Menschen mit einer bipolaren Störung stellt es in der manischen Hochphase eine Herausforderung dar, die Medikamente konsequent weiter zu nehmen. Jedoch ist es für eine erfolgreiche Behandlung ungemein wichtig, sich an die abgestimmte Therapie zu halten. Die kostenlose MyTherapy App (für Android) und iOS)) erinnert und motiviert an alle anstehenden Medikamente. Im integrierten Stimmungstagebuch kann der Nutzer sein Wohlbefinden und seine Symptome dokumentieren und besser nachvollziehen. Studien mit der Charité Berlin belegen den positiven Effekt von MyTherapy: Patienten nehmen mit der App ihre Medikamente regelmäßiger ein und fühlen sich insgesamt besser.
3. Gesund ernähren & richtig schlafen
Natürlich kann mit Ernährung allein keine Depression überwunden werden. Trotzdem zeigen Studien, dass eine ausgewogene Ernährung die Symptome einer Depression lindern kann. Der Speiseplan sollte dabei ausreichend Gemüse, Obst und Fisch und weniger Käse und Fleisch enthalten.
Wichtig ist außerdem ein gesunder Schlaf: Feste Bettgeh- und Aufstehzeiten sowie eine geeignete Schlafumgebung fördern eine erholsame Nachtruhe. Diese ist nicht nur die Grundlage für einen guten Start in den Tag, sondern kann ebenfalls die Symptome einer Depression verringern. Apps wie „Runtastic Sleep Better” helfen dabei, indem sie die einzelnen Schlafphasen analysieren und die Schlafqualität dokumentieren.
4. Organisationen & Selbsthilfegruppen kontaktieren
Für die erfolgreiche Behandlung einer Depression braucht es das richtige Verständnis für die Erkrankung. Das "iFightDepression"-Programm des Europäischen Bündnis gegen Depression bietet Ihnen umfassende Informationen, um Depression rechtzeitig zu erkennen und Hilfe zu suchen. Ein mit Ärzten entwickeltes Online-Training zeigt Ihnen, wie Sie mit den Symtpomen einer Depression umgehen und unterstützt Sie bei der Genesung.
Auch andere Organisationen und Selbsthilfegruppen haben ein offenes Ohr und können Sie während Ihrer Therapie unterstützen. Mehr Informationen und Hilfe bekommt man beispielsweise hier:
- Stiftung Deutsche Depressionshilfe
- Deutsches Bündnis gegen Depression e.V.
- Bitte stör mich – eine Kampagne des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege
- Psychiatrienetz
- Deutsche Depressionsliga
- Freunde fürs Leben e.V.
Wenn Sie Soforthilfe benötigen, wenden Sie sich am besten an das Info-Telefon Depression unter 0800 33 44 5 33, den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117 oder verständigen Sie im Notfall den Notarzt über die 112.
Das könnte Sie auch interessieren: