Ein unerfüllter Kinderwunsch ist belastend und kann das Leben ganz schön auf den Kopf stellen. Oft folgen unzählige Besuche bei diversen Ärzten, um der Ursache auf den Grund zu gehen. In den Fokus rücken sollte dann unbedingt auch die Schilddrüse. Denn sie ist häufiger als vermutet die Ursache, wenn das Babyglück zunächst ausbleibt. Eine chronische Schilddrüsenerkrankung, die langfristig zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt, ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto. Sie kann sich nicht nur in Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme oder Haarausfall äußern, sondern auch zu Zyklusstörungen und (temporärer) Unfruchtbarkeit führen sowie die Gefahr einer Fehlgeburt erhöhen. Deshalb sollten sich auch Frauen, die bereits die Diagnose Hashimoto erhalten haben, von ihrem Arzt beraten lassen, wenn Sie planen, ein Kind zu bekommen.
Fruchtbarkeitsstörungen bei Hashimoto: Die Hormone sind schuld
Um schwanger zu werden, sollten die Schilddrüsenhormone Thyroxin (fT4 oder Τ4) und Trijodthyronin (fT3 oder Τ3) im Normalbereich liegen. Denn sie beeinflussen unter anderem Zyklus und Eisprung, die Funktion der Gelbkörper, die Einnistung des Embryos und die Plazentafunktion.
Bei Hashimoto geraten die Hormone aus dem Gleichgewicht. Durch eine Autoimmunreaktion wird das Schilddrüsengewebe vom eigenen Körper angegriffen, was zu einer chronischen Schilddrüsenentzündung führt. Kurzfristig kann es zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommen. Diese wirkt sich meist nicht so negativ auf die Fruchtbarkeit aus wie eine Unterfunktion, kann aber zu Komplikationen während der Schwangerschaft führen.
Stellt sich die Frage, wieso ein Kinderwunsch unerfüllt bleibt, sollten deshalb unbedingt die Schilddrüsenhormone bestimmt werden sowie die Schilddrüsen-Antikörper „Anti-TG“ (TAK) und „Anti-TPO“ (MAK), die – sofern sie stark erhöht sind – auf Hashimoto hindeuten.
Folgende Werte können außerdem einen Hinweis auf Hashimoto liefern:
- Niedriges Östradiol
- Progesteronmangel
- Erhöhter Prolaktinwert
- Erhöhter Testosteronwert
Unfruchtbarkeit bei Hashimoto muss nicht dauerhaft sein
Die gute Nachricht: Ist Hashimoto die Ursache der ungewollten Kinderlosigkeit, kann Ihnen geholfen werden. Trotzdem müssen einige Untersuchungen durchgeführt und verschiedene Dinge beachtet werden.
Nicht nur eine Über- oder Unterfunktion, die sich durch Hashimoto entwickeln kann, muss behandelt werden. Da bei der Autoimmunerkrankung das Immunsystem angegriffen wird, sich das Schilddrüsengewebe entzündet und immer mehr zerstört wird, sollten auch diese Autoimmunattacken eingedämmt werden.
Auf Immunsuppressiva und Kortison, die häufig bei anderen Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden, kann bei Hashimoto allerdings verzichtet werden. Die Wirksamkeit dieser Medikamente ist bei einer Schilddrüsenentzündung bisher nicht bestätigt. Außerdem sollten sie nicht bei Kinderwunsch und während einer Schwangerschaft eingenommen werden.
Um so wichtiger ist deshalb ein gesunder Lebensstil, um die Autoimmunreaktionen positiv zu beeinflussen. Auch Selen und Zink werden oft eingesetzt, da sie sich positiv auf das Immunsystem auswirken, Entzündungen lindern und dafür sorgen sollen, dass die Aufnahme und Wirkung der Schilddrüsenhormone verbessert wird.
Hashimoto und Schilddrüsenüberfunktion: Nicht immer ist eine medikamentöse Behandlung nötig
Anfänglich äußert sich Hashimoto häufig durch eine Überfunktion, wobei vermehrt Schilddrüsenhormone ausgeschüttet werden. Dann setzten Ärzte bei bestehendem Kinderwunsch teilweise Schilddrüsenhormon-Hemmer – auch Thyreostatika genannt – wie Thiamazol, Carbimazol oder Propylthiouracil ein. Besteht bereits eine Schwangerschaft, sollte darauf geachtet werden, dass die Dosierung nicht zu hoch ist.
Doch nicht immer ist eine Behandlung mit Thyreostatika nötig. Zwar kann eine Schilddrüsenüberfunktion, wenn sie stark ausgeprägt ist, während der Schwangerschaft zu Fehl- und Frühgeburten oder Plazentaablösungen sowie Fehlbildungen beim Kind führen, bei einer nur leicht ausgeprägten Überfunktion muss meist jedoch nicht eingegriffen werden, da kaum eine Gefahr besteht. Ihr Arzt wird Sie genau darüber aufklären und die Medikation individuell für Sie einstellen.
Behandlung von Hashimoto und Schilddrüsenunterfunktion
Kommt es im Verlauf von Hashimoto zu einer Schilddrüsenunterfunktion, ist es wichtig, wieder normale Hormonverhältnisse in Schilddrüse und Eierstöcken herzustellen. Ansonsten kann die Schilddrüse keine ausreichende Menge der Hormone T3 und T4 produzieren. Um dem entgegenzuwirken, schüttet die Hirnanhangdrüse vermehrt TSH (Thyreoidea-stimulierendes-Hormon) aus. Das führt wiederum auch dazu, dass sich der Prolaktin-Spiegel erhöht, was die Reifung von Eizellen hemmen und den Zyklus stören kann, wodurch die Fruchtbarkeit leidet. Um dem entgegenzuwirken, werden meist die Schilddrüsenhormone T4 (Euthyrox, L-Thyroxin, Berlthyrox), manchmal zusätzlich auch T3 (Thybon, Trijodthyronin), eingenommen.
Sind Sie bereits schwanger und haben sowohl Hashimoto als auch eine nachgewiesene Schilddrüsenunterfunktion, empfiehlt Ihr Arzt unter Umständen die Einnahme von Jod, um die Jodversorgung Ihres Babys zu gewährleisten. Dagegen muss abgewogen werden, dass sich das Risiko für Sie erhöhen kann, dass sich die Entzündung verschlimmert und Sie eine Überfunktion entwickeln. Bei regelmäßigen Kontrollen sollten allerdings keine größeren Probleme entstehen.
Bleibt Ihre Schilddrüsenunterfunktion unbehandelt, kann das auch Folgen für Ihr Kind haben, das selbst möglicherweise eine Unterfunktion entwickelt, Wachstumsstörungen oder eine gestörte Hirnentwicklung aufweist.
Levothyroxin für eine komplikationslose Schwangerschaft
In der Schwangerschaft benötigt der Körper mehr Schilddrüsenhormone. Damit das Schwangerschaftshormon Beta-hCG die Schilddrüsenfunktion anregt und vermehrt T4 produziert, wird mehr Jod benötigt. Bei Hashimoto kann allerdings nicht gewährleistet werden, dass der zugrundeliegende Prozess wie gewohnt abläuft.
Wenn Antikörper gegen Schilddrüseneiweiße (TAK, MAK) nachgewiesen werden, kann deshalb selbst bei normalen Schilddrüsenwerten die Einnahme von Jod oder Levothyroxin sinnvoll sein, um eine komplikationslose Schwangerschaft zu ermöglichen. Um Ihr ungeborenes Kind müssen Sie sich dabei keine Sorgen machen, denn die Gabe von Hormonen ist ungefährlich. Trotzdem sollten Sie sich ausführlich von Ihrem Arzt beraten lassen.
Egal, ob bei Ihnen Hashimoto in Kombination mit einer Schilddrüsenüber- oder Unterfunktion vorliegt oder nur Antikörper nachgewiesen werden können, sollten Sie darauf achten, dass sich Ihr Endokrinologe und Gynäkologe eng abstimmen. So können Sie trotz Hashimoto eine unkomplizierte und schöne Schwangerschaft erleben und sich den Wunsch nach einem Kind erfüllen.
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