Fatigue - mehr als müde: Das chronische Erschöpfungssyndrom

Keine Konzentration und grundlose Müdigkeit? Fatigue ist ein chronisches Erschöpfungssyndrom

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Lisa

Tage mit vollen Terminkale­ndern schreien nach einem Wochen­ende zum Füße hochlegen. Dann kann es Montag wieder frisch ans Werk gehen. Denn der Körper meldet sich nach großer Anstren­gung mit einem Gefühl der Müdig­keit und sagt Ihnen damit: „Es reicht jetzt.“ Manchmal spielt auch das Wetter hinein und nach einer großen Hitze­welle überkommt Sie der Wunsch nach einem Mittags­schlaf. Lässt dieses Gefühl der Abgeschla­genheit und Kraftlo­sigkeit Sie jedoch nie mehr los und das auch noch völlig grundlos, haben Sie vielleicht das Fatigue-Syndrom. „Fatigue“ – französisch für „müde“ – bezeichnet ein chronisches Erschöpfungs­syndrom.

Das ist Fatigue

Die Erschöpfung steht in keinem direkten Zusammen­hang mit einer körperlichen oder geistigen Anstren­gung. Betroffene sind dabei nicht nur „ein bisschen müde“, sondern erleben körperliche, seelische und geistige Zerschla­genheit. Auch durch Erholungs­pausen lassen sich die Energie­quellen nicht wieder füllen und die Konzen­tration bleibt auf niedrigem Niveau. Es fällt schwer, sich Dinge zu merken oder einen Fokus zu halten.

Die Bewäl­tigung des Alltags ist schwierig und belastend. Das senkt die Lebens­qualität von Menschen mit Fatigue-Syndrom.

Berufs­tätigkeit und Arbeits­zeiten sowie Freizeitakti­vitäten müssen an Belastbar­keitsgrenzen angepasst werden. Denn oft haben Menschen mit Fatigue-Syndrom auch keine Kraft­reserven, um den eigenen Haushalt zu managen.

Wen betrifft Fatigue?

Fatigue tritt zusammen mit Krebs, multipler Sklerose und anderen chronischen Erkran­kungen in Erscheinung. Das Fatigue-Syndrom tritt während der Therapie auf, kann aber auch als Langzeit- oder Spätfolge einer Erkrankung oder Behandlung anhalten oder wiederkehren.

„Ich bin öfter sehr müde – heißt das, ich habe Fatigue?“ Personen mit Fatigue fühlen sich ohne eine vorherige Aktivität matt und ausgelaugt. Es gibt keine Gründe dafür: Nicht etwa das Wetter, die Arbeit oder Sport sind daran schuld. Der Energie­mangel tritt plötzlich auf, sodass bei Betroffenen oft das Gefühl eines Kontroll­verlusts entsteht. Dieser Zustand lässt sich durch eine Pause nicht verbessern.

Das sind die Symptome:

Körperlich

  • Reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit
  • Schwäche, Kraftlosigkeit, Gliederschwere
  • Plötzliche, starke und dauerhafte Müdigkeit
  • Anhaltendes Unwohlsein nach körperlicher Belastung
  • Schlafstörungen
    Seelisch
  • Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit
  • Ängste, Anspannung, Frust, Reizbarkeit
  • Desinteresse an Dingen, die früher Spaß machten
  • Wunsch, sich zurückzuziehen
    Geistig
  • Konzentrationsstörungen, Ablenkbarkeit, Vergesslichkeit
  • Mangelnde Motivation und Interessenlosigkeit
  • Wortfindungsstörungen

Um das Fatigue-Syndrom diagnostizieren zu können, muss man es von anderen Erkran­kungen und Ursachen abgrenzen können, wie von einer Depression. Der behan­delnde Arzt sollte sich viel Zeit für ein Gespräch mit Ihnen nehmen. Er stellt Fragen zu Ihrem genauen körperlichen und geistigen Zustand, zu Veränderungen durch vorgenom­mene oder bestehende Behandlungen und analysiert die Auswir­kungen, die Ihre Erschöp­fung zutage fördert. Andere mögliche Ursachen für Ihre Erschöp­fung können auch beispiels­weise ein Eisen­mangel oder andere körperliche Defizite sein, die durch Blutab­nahme und weitere diagnos­tische Verfahren geprüft werden.

Wie entsteht Fatigue?

Fatigue entsteht durch multifak­torielle Ursachen – also aus sehr vielen Gründen, die oft ineinan­der spielen. Das Erschöpfungs­syndrom erscheint im Zusam­menhang mit den Therapien anderer Erkran­kungen wie Krebs oder Multipler Sklerose. Die Behand­lungen infolge der anderen Diagnosen kann zu Veränder­ungen von Stoffwechsel, Hormon­haushalt und Gehirn­funktionen führen. Man vermutet eine Beeinflus­sung des Hypothalamus (Gehirnareal, das für Aufmerksamkeit und Wachsamkeit verantwortlich ist) oder eine Störung der Informations­weiterleitung durch das Rückenmark.

Auch äußere Umstände, die den Körper psycho­somatisch beeinflussen, können eine Rolle spielen. Darunter fallen z.B. soziale Belastungen, Stress­situationen und finan­zielle Sorgen. Es kann vorkommen, dass das Fatigue-Syndrom daher von einer Depression begleitet wird.

Behandlung und Umgang mit Fatigue im Alltag

Ihr medizinischer Betreuer wird sich mit Ihnen ein stufenweise strukturiertes Trainingsprogramm überlegen. Darunter befinden sich Übungen zu den Themen:

  • Moderates und sanftes Ausdauertraining wie Nordic-Walking oder Schwimmen
  • Psychologische Unterstützung durch Selbsthilfegruppen oder Therapie
  • Ergotherapie (z.B. Kunsttherapie) und kognitives Training (z.B. Gehirnjogging)
  • Lichttherapie mit speziellen Lampen: Sehr helles, weißes Tageslicht aktiviert die Zirbeldrüse und lindert die Erschöpfungssymptome und die depressiven Symptome.

Erfahrungsgemäß gibt es keine Haus­mittel gegen diese Form der Erschöpfung. Dennoch können Sie etwas tun. Beziehen Sie Freunde, Familie und Kollegen in Ihre Diagnose mit ein. Erklären Sie Ihren Erschöpfungs­zustand und die auftretenden Konzentra­tionspro­bleme. Ein informiertes Umfeld ist wichtig, um Verständnis für das Thema zu wecken und um Sie im Alltag zu unterstützen. Mit stetiger Therapie kann sich Fatigue schritt­weise bessern, es ist jedoch davon auszugehen, dass Sie nicht in den Zustand ohne das Syndrom zurück­kehren werden. Daher hilft Menschen Fatigue ein geregelter Ablauf von täglichen Auf­gaben, die sie weder unter- noch überfordern.

Fatigue im Beruf: Betrof­fene sollten Ihren Vorgesetzten ihre Diagnose mitteilen und darauf achten, dass sie immer aus­reichend Pausen während ihren Tätig­keiten einschieben können. Eine sehr schwere Form des Fatigue-Syndroms kann sogar zur Berufsun­fähigkeit und frühen Rente führen.

Diese Tipps helfen Ihnen im Umgang mit Fatigue im Alltag

Delegieren Sie Aufgaben im Alltag – Sie müssen nicht alles allein oder sofort erledigen. Sprechen Sie offen mit Ihren Mitmen­schen über die Diagnose. Nur so erlangen Sie Verständ­nis für Ihre Grenzen und ein offenes Ohr für sich und alle Mens­chen, die das Fatigue-Syndrom haben.

Sie können lernen, Ihre Energie bestmöglich einzu­schätzen und das meiste aus Ihren kraftvol­leren Phasen herauszu­ziehen, indem Sie ein Energie­tagebuch führen.

Sie erfahren auf diese Art, wie sie eine Balance zwischen Unter- und Überfor­derung finden und lernen auf Ihren Körper, Ihren Geist und Ihre Seele zu hören: Zu welchen Zeiten bin ich extrem müde? Wann kann ich keine Konzen­tration aufbringen? Schreiben Sie die Symptome der Fatigue auf.

Dazu legen sie ein klassisches Journal an, führen einen Kalender oder nutzen Apps wie die My-Therapy-App (kostenlos für iOS und Android), die sie mit einem Symptom­tagebuch bei der Therapie unterstützt. In diesem Blog-Post finden Sie eine Übersicht zu hilfreichen Apps für den Alltag, die Sie beim Thema Achtsam­keit und Entspannung fördert.


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