Manchmal ziehen dunkle Wolken am Gefühlshorizont auf. Fast jeder von uns kennt das. Doch bei manchen Menschen handelt es sich dabei nicht einfach nur um ein Stimmungstief, sondern um eine erstzunehmende Erkrankung. Die Rede ist von Depressionen. Und obwohl Schätzungen zu Folge gut jeder fünfte Bundesbürger einmal im Leben an einer Depression erkrankt, sind Depressionen in unserer Gesellschaft immer noch zu wenig bekannt. Viele Menschen, die mit einer Depression leben, fühlen sich deshalb nicht ernst genommen und scheuen sich davor, offen über ihre Erkrankung zu sprechen. Es gibt aber auch Blogger, die genau das tun und offen über Depressionen sprechen – um anderen Mut zu machen, um sich selbst ihre Gedanken und Gefühle von der Seele zu schreiben und um aufzuklären über eine ernstzunehmende Erkrankung, die allzu oft verharmlost wird. Wir stellen im Folgenden unsere Auswahl der 10 besten Blogs vor. Menschen, die mit Depressionen leben und auch deren Angehörige können dort wertvolle Informationen, Unterstützung und auch eine gesunde Prise Humor finden, um der Depression entgegenzutreten.
Übrigens ...
Unseren aktuellen Beitrag zu den Top Blogs 2020 zum Thema Depression finden Sie hier:
Leben mit Depression: Diese 13 Blogger schreiben, was ihnen durch den Kopf geht
Dare to be mad
Depressionen und Hochsensibilität sind zwei Dinge, mit denen sich Yvonne täglich auseinandersetzen muss. Ehrlich und offen berichtet sie auf ihrem Blog von ihrem Leben mit der Diagnose. Ohne dabei den nötigen Ernst vermissen zu lassen, kommt aber auch der Humor in ihren Artikeln nicht zu kurz. Dabei ist Yvonne nicht nur Patientin, sondern auch ausgebildete Psychotherapeutin – als welche sie jedoch nie aktiv gearbeitet hat. Genau deshalb erhält der Leser auf ihrem Blog nicht nur persönliche Einblicke, sondern auch fundierte Hintergrundinformationen rund um das Thema Depressionen, Trauma und Ängste. Denn die Autorin möchte aufklären, Halbwissen aus der Welt schaffen und Depressionen entstigmatisieren. Auch für Angehörige gibt Yvonne Tipps im Umgang mit der Erkrankung – nicht nur auf ihrem Blog, sondern auch in ihrem Buch „Geh mir weg mit deiner Lösung – Vom Umgang mit depressiven Menschen“.
Depressiv leben
Depressiv leben ist der Blog von Dennis, der schon seit seiner Kindheit mit einer Depression lebt und deshalb ganz genau weiß, worüber er schreibt, obwohl er seine Diagnose erst viel später erhielt. Negative Gedanken und Gefühle kennt Dennis nur zu gut und weiß mittlerweile, wie er damit besser umgehen kann. Das will er auf seinem Blog auch anderen vermitteln. Depressionen sollen nicht mehr unter den Teppich gekehrt und depressive Menschen nicht länger schief angesehen werden. Denn es handelt sich um eine Krankheit wie jede andere. Deshalb ist dem Autor die Aufklärung von Menschen, die selbst mit Depressionen leben und deren Angehörigen so wichtig. Wege aus dem seelischen Tief, wie die Macht der Gedanken genutzt werden kann und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, sind nur einige der Themen, die Leser hier finden.
Fräuleins wunderbare Welt
Fräulein – das ist Frauke – lädt ihre Leser dazu ein, ihre wunderbare Welt kennenzulernen. Auf den ersten Blick liest sich der Name nicht wie ein Blog über Depressionen. Doch genau die gehören eben auch zu Fraukes wunderbarer Welt. Dass Frauke ihr Leben in positive Bahnen lenken will und einen Weg gefunden hat, mit ihrer Krankheit umzugehen, zeigt sich ganz deutlich. Sie nimmt ihre Leser mit auf die Reise durch ihr Leben, das mit Fahrradtouren, Backen, Kochen, Wandern oder Basteln gefüllt ist. All das und auch das Schreiben hat Frauke dabei geholfen, ihr Leben nach dem Krankenstand, in den sie die Depression zunächst gezwungen hat, wieder in geordnetere Bahnen zu lenken. Für Frauke ist die Depression mittlerweile ein Teil ihres Lebens – aber eben nicht der alles beherrschende Teil.
www.fraeuleins­wunderbarewelt.de
Hoffnungsschein
Gänseblümchen der Woche. Das sind die kleinen Freuden und Lichtblicke, die Annie in ihrer Woche sammelt und auf ihrem Blog an die Leser weitergibt. Ein Urlaub, ein Spaziergang, Zeit mit Freunden. All das kann ein Gänseblümchen für die Seele sein. Annie sagt von sich, sie habe den Blog begonnen, „um meine Gedanken aus meinem Kopf fließen zu lassen“. Heute hilft ihr Blog auch anderen Menschen, mit ihren Depressionen umzugehen, sie besser zu verstehen und Techniken zu entwickeln, wie depressive Episoden leichter bewältigt werden können. Annie beispielsweise ist gerne kreativ. Sie fotografiert, reist, treibt Sport, malt, häkelt oder genießt die Natur. Menschen, die selbst mit einer Depression leben, finden auf dem Blog Hilfe bei Depressionen, Hoffnung und Inspiration für Maßnahmen, um sich ihr entgegenzustellen und können Mut fassen, genau das auch umzusetzen.
Learning to live
Dysthymie und eine rezidivierende depressive Störung sind die Diagnosen, die Madeline erhalten hat. Das bedeutet, sie lebt über Jahre hinweg mit gedrückter Stimmung. Einen Ausweg fand sie zunächst, indem sie sich in eine teilstationäre Therapie begab. Mittlerweile ist auch ihr Blog Teil der Therapie. Sie schreibt offen über Depressionen und ihre Symptome und verdeutlicht, dass depressive Menschen nicht einfach nur traurig sind, sondern ernsthaft krank – ohne etwas dafür zu können. Genau das möchte sie auch anderen, die mit einer ähnlichen Diagnose leben und ebenso deren Angehörigen mitgeben. Denn Hilfe zu suchen, ist keine Schande, sondern der erste Schritt in ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben, das die Depression nicht immer fest in ihrer Umklammerung hält. Kurzgeschichten, Erfahrungen aus dem Alltag und der Therapie aber auch eine Prise Humor sind die Zutaten des Blogs, mit dem Madeline einen Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt gibt und anderen Menschen Unterstützung bei Depressionen zukommen lässt.
Lieblingsmensch.me
Annegret hat wieder zu sich selbst gefunden und gelernt, sich zu lieben. Wie sie das trotz oder gerade wegen ihrer psychischen Erkrankung geschafft hat, erzählt sie auf ihrem Blog. Annegret war 2 Jahre lang Mitgefühls-Coach und Resilienz-Trainerin und hat andere Betroffene dabei unterstützt, sich selbst besser anzunehmen und lieben zu lernen. In der Zwischenzeit hat sie ein eigenes Resilienztraining entwickelt, welches Betroffene speziell bei der Überbrückung von Therapiewartezeiten unterstützt. Daraus hat sich im Herbst 2018 ein neues, soziales Unternehmen gegründet: die erfahrungsexperten. Wie der Name schon sagt, geben „die erfahrungsexperten“ ihre Psychiatrie- und Krisenerfahrung heute als Team an andere weiter – u.a. in Form von Resilienztraining, Beratung und Workshops. Das übergeordnete Ziel ist es, die (oft defizitäre) Sicht auf Betroffene von psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft nachhaltig zu verändern.
Living the future
Die Zukunft – darum geht es auf dem Blog von Uwe. Genauer gesagt, geht es um seine eigene Zukunft, die aufgrund einer schweren Depression schon am seidenen Faden hing. Damit es anderen nicht auch so ergeht, klärt Uwe mittlerweile nicht mehr nur auf seinem Blog, sondern auch in Vorträgen, Lesungen oder Interviews über Depressionen und Angststörungen auf. Er erzählt dabei ganz offen, wie er gelernt hat, mit seiner Erkrankung zu leben und gibt seine Erfahrungen auch in seinen Büchern weiter. Besonders am Herzen liegt ihm, sich gegen die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen einzusetzen. Gerade deshalb hat er auch (sehr erfolgreich) eine Petition gegen das bayerische Psychiatriegesetz angestoßen, was zu einer Entschärfung des umstrittenen Psychiatriegesetzes führte. Denn Menschen mit psychischen Erkrankungen sollen Hilfe bei Depressionen und die nötige Versorgung erhalten anstatt auf Ablehnung zu stoßen.
Nora Fieling – ja zum Gefühl
Bei Nora wurde nicht einfach „nur“ eine Depression diagnostiziert, sondern auch eine Borderline-Persönlichkeitsstörung und eine generalisierte Angststörung mit Panikattacken festgestellt. Nora hat bereits in ihrer Kindheit gemerkt, dass sie anders war – sie war öfter traurig, sehr sensibel und grübelte viel über den Sinn des Lebens nach. Hinzu kamen lebensmüde Gedanken und selbstverletzendes Verhalten. Nach der Diagnosestellung tat Nora das, was viele tun: Sie fing an, sich im Internet zu informieren. Die Infos, die sie zu finden versuchte, fand sie aber nicht. Deshalb beschloss sie ihren eigenen Blog zu starten. Auf diesem trägt sie seither all das zusammen, was sie selbst gerne gelesen hätte und um sich selbst und anderen Mut zuzusprechen. Ganz bewusst sagt die Autorin hier „Ja zum Gefühl“. Denn auch Ängste, Traurigkeit, seelische Tiefpunkte und innere Konflikte sind Gefühle, für die sich niemand schämen müssen sollte. Ganz offen schreibt sie deshalb genau darüber, verrät, wie sie mit ihren Ängsten umgeht, welche Erfahrungen sie in ihrer Therapie und mit Selbsthilfegruppen gemacht hat und wie sie ihren Alltag gestaltet. Ihre Texte helfen nicht nur Nora selbst, sondern lassen tief in ihre Gefühls- und Gedankenwelt blicken. Die ist ganz und gar nicht immer nachdenklich oder gar düster, sondern durchaus auch humorvoll und voller Esprit.
Sonnengrau
Sonnengrau beschreibt genau die Lage, in der sich Tanja befindet. Denn weder liegen nur graue Wolken über ihrem Leben, noch scheint immer die Sonne. Das liegt an der rezidivierenden, mittelschweren Depression, die 2008 bei ihr diagnostiziert wurde. Doch das hindert sie nicht daran, volle Kraft durchzustarten: Mit einem Blog, ihrem eigenen Buch, Gastbeiträgen, Lesungen und Vorträgen. Nachdem Tanja gemerkt hat, dass sie nicht immer so tun muss, als wäre alles in Ordnung, teilt sie ihre Erfahrungen und gewährt tiefe Einblicke in ihr Leben, ihre Seele und ihre Gefühlswelt. Auch für einen Austausch unter Menschen, die mit einer Depression leben, will Tanja sorgen und hat deshalb eine geschlossene Facebook Gruppe ins Leben gerufen. Hier, in diesem geschützten Raum, ist ein ehrlicher und offener Austausch möglich, sodass jeder merkt, dass niemand mit der Erkrankung alleine ist. Denn das Leben ist auch mit einer psychischen Erkrankung nicht nur trist und grau, sondern kann auch sonnig sein – sonnengrau eben.
„verbockt!“
„verbockt“ – das bedeutet für Markus Bock, den Autor des Blogs, so vieles: Es handelt es sich dabei nämlich nicht nur um ein Wortspielt mit seinem Nachnamen „Bock“, sondern es spiegelt auch sehr treffend einige Situationen aus seiner Vergangenheit wider und steht darüber hinaus für den Zustand, in dem sich „Herr Bock“ während seiner Depression befindet. Die Depression ausblenden und vergessen machen war lange Zeit die Strategie. Doch damit ist Schluss, seit es den Blog gibt. Denn bei einer psychischen Erkrankung ist Verdrängung die falsche Herangehensweise. Stattdessen spricht Markus nun offen, ehrlich und ohne Scham über seine Depression. Tiefe Einblicke in seinen Alltag, Strategien, um mit Depressionen umzugehen und Gedanken zu verschiedenen Lebensbereichen teilt er mit seinen Lesern. Dabei regen seine Beiträge nicht nur zum Nachdenken an. Betroffene können sie als Hilfestellung und Unterstützung bei Depressionen sehen und finden sich sicher an der ein oder anderen Stelle wieder. Auch in Vorträgen und über einen Podcast will Markus das „Sprachrohr für Betroffene“ sein, über die Erkrankung aufklären und offen darüber sprechen, mit welchen Gedanken und Gefühlen sich depressive Menschen beschäftigen.
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